1. Einfache Sprache trägt zu Barrierefreiheit und Inklusion bei.
Einfache Sprache richtet sich grundsätzlich an alle.
Doch in erster Linie möchte man mit Einfacher Sprache bestimmte Gruppen von Menschen erreichen:
Zum Beispiel
- Menschen, die noch nicht oder nicht mehr gut genug lesen können
- Menschen, die wenig Übung im Lesen haben
- Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen
- Personen mit einer (starken) Hörbehinderung oder Sehbehinderung
- Personen, die sich nur kurz konzentrieren können
Diese Menschen haben manchmal Probleme mit Texten in Standardsprache. Sie verstehen vieles nicht gut. Das Lesen ist mühsam für sie.
Einfache Sprache macht ihnen das Lesen und das Leben leichter.
Durch Einfache Sprache kommen sie in vielen Situationen alleine zurecht und können mehr selbst entscheiden.
Man holt sich die Information, die man braucht.
Man liest, was einem gefällt.
Man muss nicht immer andere fragen und bitten. Man muss sich nicht so oft auf andere verlassen.
Die Selbstständigkeit macht Menschen freier und zufriedener.
Dazu trägt die Einfache Sprache bei.
Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen nur einfache Texte lesen sollen. Auch, wenn Einfache Sprache hilfreich für sie ist.
Es ist gut, wenn man wählen kann:
Kann und will ich nur Einfache Sprache lesen? Will ich hauptsächlich einfache Texte lesen? Will ich abwechselnd einfache und schwere Texte lesen? Will ich manchmal einen Text in beiden Formen lesen?
Wer oft einfache Texte liest, übt dabei das Lesen. Vielleicht kann er mit der Zeit auch schwere Texte immer besser lesen. Vielleicht möchte er dann auch öfter schwere Texte lesen.
Es ist wichtig, dass es Einfache Sprache als Angebot gibt.
Jeder soll aber selbst entscheiden, ob oder wie lange er dieses Angebot annimmt.
2. Einfache Sprache kann für alle Leser angenehm und hilfreich sein.
Es gibt Texte, die auch geübten Lesern Mühe machen.
Das ist so bei Texten, für die man Fachwissen braucht.
Wenn man dieses Wissen nicht hat, ist das Lesen schwer.
Für viele Menschen ist es zum Beispiel anstrengend, Formulare und Briefe vom Finanzamt zu lesen. Einfache Sprache würde vielen dabei helfen, solche Texte leichter zu verstehen.
Manchmal wünscht man sich zuerst einen Überblick.
Man braucht nicht unbedingt alle Einzelheiten.
So habe ich es im Museum schon selbst erlebt:
Es hat überall zwei Tafeln mit Erklärungen gegeben. Eine Tafel war in Standardsprache, die andere war in Einfacher Sprache.
Bei einigen Themen habe ich zuerst die Tafeln in Einfacher Sprache gelesen. Ich konnte sie schneller lesen. Ich wusste dann gleich, um was es geht.
Danach habe ich überlegt: Reicht mir diese Information? Oder möchte ich es genauer wissen? Manchmal habe ich dann noch den anderen Text gelesen. Manchmal habe ich den anderen Text weggelassen.
Noch eine Sache:
Vielen gefällt die äußere Gestaltung von Texten in Einfacher Sprache.
Die Schrift ist eher groß. Es gibt häufig Absätze und immer wieder Überschriften. Eine Seite ist nicht ganz vollgeschrieben. Sie hat auch weiße Stellen.
Das ist für die Augen angenehm. Das Lesen fällt leichter.
Es gibt auch geübte Leser, die Freude an Einfacher Sprache haben.
Sie brauchen Einfache Sprache nicht. Sie können auch schwere Texte lesen.
Aber an einfachen Texten mögen sie den Schreibstil. Oder die Gestaltung der Seiten. Oder den Inhalt.
Das führt zum nächsten Punkt:
3. Einfache Sprache ist verständlich und schön.
Verständliche Texte sind praktisch. Aber sind sie auch schön?
Man muss beim Schreiben Regeln beachten. Man muss an die Leser denken:
Welche Informationen brauchen sie? Wie kann man so schreiben, dass sie alles gut verstehen?
Kann so ein Text überhaupt schön sein? Fehlen da nicht die Vielfalt und die Feinheiten, mit denen man Texte schmücken kann?
Und außerdem: Ist Schönheit in diesem Zusammenhang wichtig?
Ich finde schon. Ich möchte schöne Texte lesen und schöne Texte schreiben.
Aber was ist ein "schöner Text"?
Für mich gibt es verschiedene Arten von Schönheit in der Sprache.
Und eine Art von Schönheit finde ich in der Einfachheit:
In der einfachen und klaren Ausdrucksweise.
In der Aufmerksamkeit für das, was grundsätzlich und wesentlich ist.
In der deutlichen und direkten Formulierung.
Das alles kann Einfache Sprache. Das ist ihr besonderes Merkmal.
4. In Einfacher Sprache zu schreiben ist eine persönliche Herausforderung und eine reizvolle Aufgabe.
So geht es mir mit der Einfachen Sprache:
Ich schreibe gern und kann mich gut schriftlich ausdrücken. Wenn ich spontan schreibe, sind die Texte aber nicht in Einfacher Sprache.
Wenn ich in Einfacher Sprache schreiben möchte, muss ich mich bewusst dafür entscheiden. Ich muss dann noch gewissenhafter als sonst mit der Sprache umgehen.
Ich muss mich konzentrieren und überlegen:
Welche Inhalte sind wichtig?
Wie drücke ich mich aus?
Was kann ich weglassen?
Wie schreibe ich einfach und verständlich?
Nach dem ersten Schreiben muss ich den Text noch mehrmals durchlesen. Ich finde dabei immer wieder Textstellen, die ich noch weiter vereinfachen muss.
Es dauert lange, bis ein Text fertig ist.
Ich möchte, dass meine Texte gleichzeitig einfach und gut sind. Das bedeutet manchmal sehr viel Arbeit. Doch wenn es gelingt, bin ich zufrieden.
5. Wenn Einfache Sprache bekannter wird, bekommt sie mehr Aufmerksamkeit. Das führt zu weiterer Entwicklung und Verbesserung.
In den letzten Jahren gibt es immer mehr Texte in Einfacher Sprache.
Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit verständlicher Sprache.
Immer mehr Menschen bieten Texte in Einfacher Sprache an.
Sie haben gemerkt: Leser, Kunden, Bürger und Patienten schätzen dieses Angebot.
Texte in Einfacher Sprache sind interessant und hilfreich für viele.
Autoren schreiben in Einfacher Sprache.
Wissenschaftler forschen über Einfache Sprache.
Fachleute und Interessierte diskutieren über Einfache Sprache.
Dadurch erfahren immer mehr Leute davon.
So kann man dieses Angebot mit der Zeit verbessern und verfeinern.
So schätzen und verbreiten immer mehr Leute Einfache Sprache.
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(Text in Einfacher Sprache)
18.01.2023
(überarbeiteter Artikel; 1. Fassung von 2018)
Bild von StartupStockPhotos (pixabay)
Fragen oder Ergänzungen zum Text sind willkommen.
Man kann sie gerne als Kommentar hierlassen.
Denn bestimmt gibt es noch mehr Gründe, in Einfacher Sprache zu schreiben.
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